Von Manfred Lang
Es ging um Jesus und sein ganz besonderes Verhältnis zu den Pharisäern, als sich unlängst 15 Katholikinnen und Christen, so genannte „Laien“, zu einer Fortbildung für Lektoren, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter im Kirchenraum des Dorfgemeinschaftshauses „Alte Schule“ in Mechernich-Kallmuth trafen.
Als Hauptreferenten hatte der Gemeindeberater und Pastoralreferent Thomas Tönneßen vom Büro der Regionaldekane Erik Pühringer (Eifel) und Otto von Danwitz (Düren) keinen geringeren gewonnen als Dr. Abraham Roelofsen, den Predigtlehrer und Homiletikexperten des Bistums. Unter den 15 Teilnehmern befanden sich bereits in der Liturgie ihrer Heimatgemeinden eingebundene Christen wie auch solche, die aus persönlichem Interesse an theologischer Bildung gekommen waren.
Bei der Vorstellung entpuppte sich beispielsweise der Blankenheimer Werner Görgens als „Lkw“, wie er das scherzhaft nannte: „Das ist eine Abkürzung und bedeutet Lektor, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter“. „Das volle Programm“ konstatierten auch einige andere engagierte Leute im Kreis. Wieder andere gaben zu erkennen, dass man sie in ihren Gemeinden in Verkündigung und Liturgie tatsächlich (noch) nicht braucht und einsetzt.
Die theologische und pastorale Fortbildung ehrenamtlich aktiver Laien liegt Thomas Tönneßen ebenso sehr am Herzen wie seinem Vorgänger Heinz-Leo Görtzen. Und die Resonanz ist Gott sei Dank groß. 2011 habe man bei einem knappen Dutzend Fortbildungsveranstaltungen in den Regionen Düren und Eifel vor Ort 120 Teilnehmer gezählt.
Grundsätzlich gebe es „mehr Frauen als Männer“ in den Seminaren, die Durchschnittsteilnehmer seien „Ende 30, Anfang 40“ Jahre jung und in aller Regel „bereits in den Gemeinden engagiert“. Da, wo es auch ums Predigen geht, so Predigtexperte und Sprechwissenschaftler Dr. Abraham Roelofsen, habe er die Erfahrung gemacht, dass sich Laien als Prediger „sehen und hören lassen können“: „Sie stehen nicht hinter dem zurück, was ich sonntags in den Eucharistiefeiern zu hören bekomme.“
Thomas Tönneßen unterstrich am Rande des Kallmuther Seminars die hohe Wertschätzung des Aachener Bischofs Dr. Heinrich Mussinghoff für die mitarbeitenden Ehrenamtlichen in den Gemeinden. Der Oberhirte stehe ganz eindeutig hinter dem Versammlungsgebot der Gemeinden am Sonntag, befürworte allerdings nicht die Integration von Kommunionfeiern in solche sonntägliche Gemeindegottesdienste.
Theologisch ließen sie sich durchaus begründen, meinte Dr. Abraham Roelofsen, denn das „Heimbringen der Eucharistie in die Teilgemeinde“ sei schon in der Gemeindegründungsphase durch Paulus und andere urchristenkirchliche Missionare gängige und segenstiftende Praxis geworden.
Pastoralreferent Thomas Tönneßen kann sich auch gut Werktags-Wortgottesdienste als Alternative zu den in den Gemeinden des Bistums zur Neige gehenden Werktags-Messen vorstellen. Auch der Einsatz von Laien in der Katechese, als Vorbeter und last but not least in der aus dem Glauben heraus lebenspraktischen Begleitung (Seelsorge) von Menschen in Konflikt- und Trauersituationen werde mehr und mehr gelebte Praxis, bei der man die Christinnen und Katholiken im Bistum nach Kräften begleiten und unterstützen wolle.
Deshalb biete das Büro der Regionaldekane für Eifel und Düren auch solche Seminare wie das in Kallmuth an, das die Laien zum Beispiel fundierter und erfahrener im Umgang mit der Heiligen Schrift macht. Weitere Themen in Thomas Tönneßens Angebotspaket 2011 waren zum Beispiel Kurse zum Markusevangelium (Lesejahr B), zum exegetisch seriösen Umgang mit Bibelperikopen oder zur Rollenfindung des Einzelnen in der Gemeinde.
Das Büro der Regionaldekane (Tel.: 02421/ 28 020) bietet aber nicht nur Abend- oder Ganztags-Fortbildungen an, das Bistum schult seine Laien beispielsweise für den Beerdigungsdienst auch in längerfristigen Ausbildungseinheiten.
Das Kallmuther Seminar mit Dr. Abraham Roelofsen über Jesus und die Pharisäer machte den 15 Teilnehmern jedenfalls erkennbar Freude. Durften sie doch althergebrachte Vorurteile gegen die Pharisäer als „Feindbild“ des Neuen Testamentes mit Abraham Roelofsens Hilfe über Bord werfen.
Und zwar, in dem sie den exegetisch verantwortlichen Umgang mit entsprechenden Textperikopen lernten und feststellten, wie es eine Teilnehmerin formulierte: „Die Pharisäer in der Kirche, das sind doch eigentlich wir, die wir uns in der Kirche engagieren.“
Und die irgendwann anfällig dafür werden können, sich „aus klerikaler Position“, so Abraham Roelofsen, abfällig über jene „Sünder“ zu äußern, mit denen sich Jesus Christus vorzugsweise umgab und um deren Heil es ihm vor allem ging.