Die Predigerausbildung: Weiterbildung und Auffrischung
Wenn Sie noch einmal grundsätzlich an Ihrer Predigtkompetenz arbeiten möchten und zum Beispiel von der Lesepredigt zur frei gesprochenen Predigt - das spannendste was es in der Homiletik überhaupt gibt - kommen möchten, dann empfehle ich Ihnen eine Auffrischung Ihrer Schritte zur Predigtvorbereitung. Die Ausbildung ist auch geeignet für Männer und Frauen, die noch nicht gepredigt haben.
Foto: Manfred Lang, Profipress
Die Predigtausbildung umfasst folgende Schritte:
• Ich und der Text
Die Wahrnehmung der Wirkung des Textes auf mich selbst ist der erste Schritt einer gelungenen Predigtvorbereitung. Dabei kann es sehr hilfreich sein, bevor ich überhaupt beginne, den Text zu lesen mir vorzustellen, ich hätte noch nie etwas von der Bibel gehört. Ich lese den Abschnitt als einen einfach nur interessanten Text, den ein guter Bekannter mir empfohlen hat: „Du ich hab da was gelesen. Das musst Du Dir unbedingt mal anschauen.“
• Die Perikopenordnung
Die kritische Sicht auf die von den Kirchen vorgegebenen Schrifttexte - die Perikopenordnung - hilft mir, Irrtümer in der Auslegung zu vermeiden und verhindert, dass z.B. der alttestamentliche Abschnitt für das neutestamentliche Evangelium instrumentalisiert wird. Je nach Auswahl - am Anfang zwei Verse vor oder am Ende zwei Verse zurück - können sich völlig neue Sichtweisen auf den Text eröffnen.
• Ich und die Hörerinnen und Hörer
Wenn ich bereits in der Vorbereitung die Hörerinnen und Hörer in meine Überlegungen und Gedankenspiele einbeziehe, sichert mir das den Kontakt in der Predigt. Sie merken: Da hat sich jemand Gedanken dazu gemacht, wie andere den Text hören.
• Das Stichwortkonzept
Frei sprechen bedeutet nicht auswendig sprechen. Das Stichwortkonzept hilft mir auf meinem Weg zu bleiben und mich nicht von dem zu entfernen, was ich mitteilen möchte. Die Worte, die ich dazu benötige, entstehen im Kontakt mit denen, die mir zuhören. Sprechdenkend habe ich meine Rede vorbereitet, ich habe schon gehört, wie sie klingen kann. Im Vollzug im Gottesdienst wird sie trotzdem noch einmal ganz neu. Die Botschaft bleibt. Nur die Worte ändern sich - hier und da.
Wichtiger als mein Kontakt zu meinem Manuskript ist der Kontakt zu den Menschen, die mir zuhören.