1. Lesung Ez 37,12b-14 Gott holt uns Heim
Deutlicher als an den anderen Fastensonntagen ist die alttestamentliche Lesung am Evangelium orientiert. Geht es dort um die Auferweckung des Lazarus – Lazarus komm heraus [aus dem Grab] - spricht der Prophet im Bild der Gräber aus denen der HERR sein Volk herausholen wird von der Heimholung der Verbannten.
Für die Homilie ist mir aber wichtig, dass die Texte zunächst in ihrem eigenen Bezugsrahmen gesehen und gedeutet werden, bevor sie auf Jesus und seine Botschaft übertragen werden.
Ezechiel lebt nach dem Fall des Nordreiches Israel im Jahr 597 in Babylon im Exil.
Nach den Unheilsweissagungen in den ersten Kapiteln folgt jetzt die Ankündigung des Heils. Die Situation im Exil wird beschrieben als ein Leben in Gräbern. Es ist also nicht von Totenerweckungen die Rede, sondern von der Befreiung aus dem Leben in Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Es ist ein totes Leben.
In diese depressive Grundstimmung trifft das Wort Gottes. Es erinnert an das Schöpfungsgeschehen in Genesis 2: „Ich hauche euch meinen Geist ein.“
Für die Homilie kann es gerade in diesen Versen gute Anknüpfungspunkte geben.
Da wo Menschen nicht mehr weiter wissen, die Vorstellung haben, dass alles aus ist, dass sie nicht mehr in ihrem Leben zu Hause sind, da treffen sie auf diese Zusage des Propheten: Ich mache euch wieder lebendig, hauche euch meinen Geist ein und bringe euch wieder in euer Land, ich lasse euch wieder euer Zuhause finden. Dieses Zuhause muss nicht ein anderes Land sein, sondern es kann auch heißen, ich lasse Dich wieder dort, wo Du jetzt lebst ein Zuhause finden. Ich lasse dich wieder in Dir ein Zuhause finden.
In einer Zeit, die geprägt ist von Menschen die ihr Zuhause verlassen mussten ist dies eine durchaus aktuelle Botschaft.
Bekräftigt wird diese Botschaft noch mit dem Zusatz:
„Ich habe es versprochen, und führe es aus. - Spruch des Herrn.“
Er wird sich für diese Ausführung des Perserkönigs Kyros bedienen.
So wie er sich in unseren Tagen der Menschen bedient, die sich den Flüchtlingen zuwenden um ihnen ein Zuhause zu geben.
2. Lesung Röm 8, 8-11 Schwaz oder Weiß / Gut oder Böse!
Bei Paulus hat man leicht den Eindruck, dass er einem dualistischen Weltbild verhaftet ist. Für ihn gibt es nur gut oder böse, schwarz oder weiß, Fleisch oder Geist, die Welt oder Gott. So klingt es jedenfalls, wie am vorhergehenden Sonntag, wenn er Licht gegen Finsternis setzt.
Das klingt zunächst nach einem sehr pessimistischen Weltbild. Andererseits spiegelt sich hier aber auch eine Realität. Wir stehen immer in der Entscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen dem. was uns schadet und dem was uns gut tut. In dem Brief an die Gemeinde in Rom fasst Paulus dies in das Gegensatzpaar Fleisch und Geist zusammen. An anderer Stelle spricht er von Welt und Gott.
Für die Homilie stellt sich wieder das Problem, dass er unterscheidet zwischen den getauften und den nichtgetauften Menschen. „Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.“
Wie könnten jetzt fragen, was Paulus damit meint. Wenn wir den Text aber vorlesen, ist er so, wie er da steht an uns gerichtet. Es geht also darum zu fragen, was bewirkt der Text in mir so, wie er da an mich herangetragen wird? Was sagt er mir, jetzt und heute in meiner Situation. Dabei darf ich mir auch die Frage stellen, stimme ich dem Text, so wie er mir begegnet, zu.
Und schon zeigt sich ein Problem. Ich habe oben den Text so interpretiert, dass die, die den Geist Christi haben, die Getauften sind. Es kann sogar sein, dass Paulus das auch so meint. Aber stimmt das für unsere Zeit. Begegnet mir der Geist Christi nicht auch außerhalb der christlichen Gemeinde.
Es läuft darauf hinaus, wovon ich bzw. die Menschen bestimmt sind, vom Fleisch oder vom Geist. Mit Fleisch meint Paulus immer das, was die „Welt“ mit all ihren schlechten Ausprägungen ausmacht. Dort wo sie von Habsucht, Gier, Genusssucht, Ausbeutung und Unterdrückung bestimmt ist. Auf diesem Hintergrund lässt sich in der Homilie fragen, wovon wir bestimmt sind.
VORSICHT: keine Moralpredigt. Eher Ermutigung zum Bekenntnis und zum Engagement, Wahrscheinlich geht es auch um Ermutigung weiter zu machen und nicht nachzulassen.
Im Zweiten Teil des Textes treffen wir auf die Frage nach der Auferstehung des Leibes. Auch wenn Paulus hier nicht sagen kann, wie wir uns das vorstellen können, konstatiert er schlicht das DASS. Macht euch keine Gedanken, es wird geschehen, so wie es an Ostern geschehen ist und das feiern wir ja bald.
Ev Joh 11, 1-45
Die Auferweckung des Lazarus oder :
das Messiasbekenntnis der Marta
Die Fastenzeit bietet uns im Lesejahr A viele lange Evangelien. Man könnte auch sagen, es sind viele große Geschichten von der Begegnung Jesu mit den Menschen seiner Zeit.
In diesem Text aus dem Johannesevangelium gibt es mehrere homiletische Ansätze.
Zum einen geht traditionell um das Messiasbekenntnis der Marta. Bevor Jesus selbst den Weg in den Tod geht, lässt Johannes ihn deutlich formulieren, dass er der Herr über Leben und Tod ist. Und Marta bekennt sich dazu.
Damit ist eigentlich alles gesagt. Es braucht die Erweckung des Lazarus nicht mehr.
Für die Homilie könnte dies der Punkt sein, wo wir über unser Messiasbekenntnis nachdenken. Rs kann spannend sein, mit der Gemeinde darüber zu sprechen, wie und wo sich unser Auferstehungsglaube – so wir ihn noch haben – in unserem Alltag bewährt, in unserem Alltag Raum findet.
Es folgt in der Geschichte die Begegnung Jesu mit Maria. Diese formuliert wie ihre Schwester den Satz – ist es eine Feststellung oder ein Vorwurf? – „Herr wärest Du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“
Für die Homilie bietet sich hier ein weiterer Ansatzpunkt.
Es geht jetzt darum, wie stark Jesus sich von der Trauer der Anwesenden anstecken lässt. (Es gibt hier kein Messiasbekenntnis.)
„Gott lässt sich berühren.“ Ist dann die Botschaft.
Es mag etwas verwegen klingen, aber wenn es nur die Begegnung mit Marta gegeben hätte, wäre eine Erweckung – nicht Auferstehung – des Lazarus nicht nötig gewesen. Marta war schon getröstet.
Maria ist in ihrer Trauer für die Botschaft der Auferstehung nicht empfänglich. Diese Trauer bringt Jesus zum Handeln.
Die Trauer braucht Zuwendung die Jesus mit seiner eigenen Trauer deutlich macht. Immer noch ist eine Erweckung des Lazarus nicht notwendig und für die Schwestern auch nicht im, Blick – Herr er riecht schon -.
Hier greift nun das Anliegen des Evangelisten. Er will vor dem Tod Jesu ein Zeichen setzen. Mit seiner ganzen Darstellung hat er das intendiert. Warum sonst hätte Jesus nachdem er die Nachricht empfangen hat noch zwei Tage in Jericho verbringen sollen? Und auch der Hinweis dass Lazarus nur schläft deutet darauf hin, dass es für Jesus auf die Erweckung hinaus läuft.
Für die Homilie kann dieses Anliegen des Johannes ein weiterer Ansatzpunkt sein. Es ist möglich sich von dem „Wunder“ zu lösen und danach zu fragen, wie Johannes von Beginn sein Evangelium auf Jesu Tod, Sterben und Auferstehen ausrichtet. Die „Wunder“ haben dann nur hinweisenden Charakter.