1. Lesung. Ex 17,3-7 Wasser aus dem Felsen
Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?
Die alttestamentlichen Lesungen sind in der Regel so ausgewählt, dass der Text zum Evangelium passen soll. Deshalb steht als zentrale Aussage über dem Text im Lektionar, gib uns Wasser zu trinken!
Damit wird die Verbindung zur Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen hergestellt, Das hat mit der Exoduslesung aber nur sehr bedingt zu tun.
In der Exoduslesung geht es um die Frage: ist der Herr in unserer Mitte oder nicht.
Angesichts der Not in der Wüste scheint das Volk die Bedrängnis in Ägypten vergessen zu haben. Sind die undankbar? Es ist wahrscheinlich eher das Problem, dass sie nicht wissen, wie das Überleben in der Wüste gelingen kann. Sie sind als ehemalige Sklaven auf diese Situation nicht vorbreitet – und Mose offensichtlich auch nicht. Das Wasserwunder zeigt, dass der Herr Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Auch wenn die Klage sehr aggressiv vorgetragen wird, sorgt er dafür, dass das Volk zu trinken hat und nicht in der Wüste umkommen muss. Vorher hat er mit den Wachteln und dem Manna dafür gesorgt, dass sie auch zu essen haben.
Es klingt vielleicht etwas banal, aber die Sorge für das Überleben bringt den Erweis, dass der Herr in ihrer Mitte ist.
[ Im Buch Numeri 20,2-11 ist die Geschichte noch einmal überliefert. Sie hat den gleichen Ausgang. Der Herr nimmt die Klage ernst und sorgt für Abhilfe. In Kapitel 21 geht es nocheinmal um das Trinken. Hier werden die Aufrührer aber durch giftige Schlangen bestraft. Hier geht es nicht um existentielle Not, sondern sie sagen: Es gib weder Brot noch Wasser. Dieser Elenden Nahrung sind wir überdrüssig (21,5b)]
Die Aufforderung, die Ältesten mitzunehmen ist schon ein Hinweis darauf, dass die Verantwortung für das Wohlergehen des Volkes nicht nur auf Moses Schultern liegt, sondern die Ältesten ihn hierbei unterstützen. Diese Einbindung der Ältesten findet sich häufiger in der Exodustradition. Es ist ein Hinweis für das Volk, diese Ältesten als Führungspersönlichkeiten anzuerkennen. Es gibt keine „Alleinherrschaft“ des Mose.
Für die Homilie sollte der Aspekt der Sorge für das Überleben des Volkes an erster Stelle stehen. Darin liegt die Verbindung zum Evangelium. Das Bild vom Wasser ist demgegenüber sekundär.
2. Lesung, Röm 5,1-2.5-8
Alle Menschen sind aus gereettet.
Hatte am vorhergehenden Sonntag die Situation des Timotheus im Vordergrund gestanden, weitet Paulus nun die Aussage, dass wir aus Gnade gerettet sind auf alle Menschen aus.
Auch hier liegt der Schwerpunkt wieder darauf, dass wir uns diese Rettung nicht verdienen müssen. Das, was uns zu tun bleibt, ist die Annahme dieser Errettung durch den Glauben. „Gerecht gemacht aus Glauben haben wir Frieden mit Gott, durch Jesus Christus unsern Herrn.“ (V1)
Für die Homillie gibt es nun die Möglichkeit dem Nachzugehen, was das in unserem Lebensvollzug für Konsequenzen hat. Wir haben einerseits den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen und gleichzeitig sind wir von der Hoffnung getragen, die nicht zugrunde gehen lässt. Das bedeutet, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft schauen können.
Mir scheint dies ein zentraler Aspekt des christlichen Lebens zu sein. Wenn ich dazu das Bild ernst nehme, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist über uns, dann kann uns „die Welt“ nichts anhaben. Stellen wir uns ruhig einmal vor, dass dieses Liebe über uns ausgegossen ist, als ob wir unter einer Dusche stehen. Wenn wir dieses Bild in uns aufnehmen, dann kann das unser ganzes Leben beeinflussen. Die Menschen um uns herum werden spüren, dass wir von einer solchen Zuversicht getragen sind. (Mir kommt das Bild von Siegfried in den Sinn, der im Drachenblut gebadet hat, so dass die Waffen der Feinde ihm nichts anhaben konnten.)
Es gibt im Text noch einen zweiten Aspekt, dem sich die Homilie zuwenden kann. „Christus ist schon zu der Zeit da wir noch schwach und gottlos waren für uns gestorben.“ (V6) Das bedeutet, dass Jesus für ALLE Menschen gestorben ist. In der Sichtweise des Paulus sind alle Menschen zunächst einmal Sünder. Er meint damit nicht, dass die Menschen besonders böse sind, sondern, dass sie sich noch nicht der Gnade bewusst sind. Diese Sichtweise kann uns im Kontakt mit denen, die nicht glauben helfen, sie als Menschen zu sehen, denen auch die Liebe Gottes gilt, ja schon bei ihnen ist (über sie ausgegossen ist). Wenn man es so sieht, gibt es eigentlich keine gottlosen Menschen. Wenigstens nicht aus der Perspektive Gottes – und der Gläubigen. Durch den Akt des Glaubens kommen wir in Kontakt mit dem Frieden Gottes und der Liebe die „über uns ausgegossen ist“. Das ist dann die Position des Glaubenden. Im Bewusstsein der allumfassenden Gnade Gottes bin ich so in der Lage, den anderen anders zu begegnen. Er muss sich nicht bekehren, sondern nur öffnen.
Wenn ich es recht besehe, sind mir viele Menschen begegnet, von denen ich den Eindruck habe, dass sie sich dieser Gnade geöffnet haben, obwohl sie sagen, sie seien nicht gläubig. Vielleicht sind sie es auch nicht, aber sie handeln so.
Ev. Joh 4,5-42 die Frau am Jakobsbrunnen
Das Evangelium von der Begegnung Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen ist sehr vielschichtig.
Zum einen offenbart sich Jesus als das lebendige Wasser und stellt für die Herausgeber des Lektionars die Verbindung zum Exodustext her. Aber Vorsicht: Es darf nicht dazu führen, dass das Wasser in der Wüste als „unlebendig“ dem Wasser Jesus gegenübergestellt wird. Auch das Wasser in der Wüste war auf seine Weise lebendiges Wasser, denn es hat das Überleben möglich gemacht.
Ich kann demnach in der Homilie der Frage nachgehen, wo und wie ist Jesus für mich das lebendige Wasser.
Dafür ist die Frau und das, was mit ihr geschieht ein deutliches Beispiel. Sie wird durch die Begegnung mit Jesus wieder lebendig, ein lebendiges Mitglied der Dorfgemeinschaft.
Was geschieht hier?
Zunächst ist die Zeitangabe wichtig. Es ist um die 6. Stunde, Das heißt, es ist heißer Nachmittag 15.00 Uhr.
Niemand geht um diese Zeit zum Brunnen. Man geht am Morgen, wenn es noch kühl ist oder am Abend, wenn die Sonne nicht mehr brennt. Deswegen ist die Frau auch alleine am Brunnen. Offensichtlich ist sie – oder hat sich selber – aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Wir wissen nicht, was konkret mit ihr ist, aber die Hinweis Jesu: „Fünf Männer hast du gehabt und der den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ (V18) zeigt vielleicht die Richtung an. Fest steht, sie ist aus der Gemeinschaft des Dorfes ausgeschlossen. Deswegen kommt sie um die Mittagszeit zum Brunnen, wo sie sicher sein kann, niemanden zu treffen.
Am Ende nun läuft sie ins Dorf und holt die Menschen zusammen. Sie wird wieder Teil der Gemeinschaft, bis dahin, dass durch ihre Initiative viele Samariter zum Glauben kommen. Die Begegnung mit Jesus hat sie wieder lebendig gemacht. Dazu gehört auch, dass sie zu dem stehen konnte, was bisher ihr Leben ausgemacht hat. „ Da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe.“(V29)
Die Begegnung mit Jesus hat sie geöffnet und frei gemacht.