Lesejahr: Lesejahr B

Gut, dass wir nicht so reich sind!

Der Reiche Jüngling steht an einem Scheideweg. Er hat sich an die Gebote der Thora gehalten und spürt doch, dass es ihm nicht genügt. Er spürt in sich, in seinem tiefsten Inneren, dass er noch nicht zu seiner endgültigen Berufung gefunden hat. Die Antwort Jesu auf seine Frage bringt ihn mit seiner eigenen Sehnsucht in Kontakt und lässt ihn zugleich davor zurückschrecken. Er ist noch nicht soweit.

Und dann kommt das berühmte Wort vom Kamel und dem Nadelöhr.

In der Homilie kann ich daraus eine gute moraldurchtränkte Rede machen. Aber es geht nicht um Moral, sondern um Mut. Der junge Mann geht traurig weg. Warum eigentlich? Ist er traurig, darüber, dass er sein ganzes Geld weggeben soll, dass ihm so viel bedeutet und mit dem er viel Gutes tut? (Ich phantasiere einfach ein wenig). Oder ist es die Trauer darüber dass er merkt, er ist noch nicht so weit? Das bedeutet dann aber, es geht nicht um Schuld, sondern um Erkenntnis.

Er ist noch nicht soweit, seiner inneren Sehnsucht zu folgen. Das heißt es geht nicht darum, dass ich hier in gut situierten Deutschland alles verkauf und Jesus nachfolge, sondern darum, der inneren Stimme zu folgen, mit und ohne Geld. (Mir scheint, dass das mit weniger Geld leichter ist, als wenn sich die 100.000der auf dem Konto stapeln.)

 

Die Rede vom Kamel und dem Nadelöhr ist dann nur noch ein etwas unfaires Nachkarten. Ja, es ist schwer, wenn ich meiner eigenen inneren Stimme - man kann es auch Berufung nennen - nicht folge, in den Himmel zu kommen.

Es wurde und wird immer wieder versucht, Das Kamel doch noch durch das Nadelöhr zu bringen. Manche Ausleger verstehen unter dem Nadelöhr die schmale Türe neben dem großen Haupttor der Karawanserei, das für die späten Gäste bestimmt war wenn das große Tor schon verschlossen war. Und sie meinen dann, dass sich ein Kamel da noch durchzwängen könnte. Aber dies sind untaugliche Versuche, den Reichen, der an seinem Geld und Besitz hängt, doch noch zu retten.

 

Da ist es doch ein guter Trost, dass das, was für Menschen unmöglich ist, für Gott dennoch möglich ist.

Für mich ist das aber auch ein kleiner Hinweis darauf, dass ich mir das Himmelreich nicht verdienen kann. Es bleibt Geschenk. Auch ganz tröstlich.

 

Man sollte meinen, dass damit das Thema erledigt ist. Aber Petrus und die Jünger beschäftigt trotzdem die Frage: Und was ist, wenn ich genau das getan habe, was Jesus von dem jungen Mann einfordert? Die Jünger haben alles verlassen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die folgenden Sätze über das verlassen der Familie markinische Gemeindebildung ist. Die Hinwendung zum Christentum war anfangs mit dem Verlassen der Ursprungsfamilie verbunden. Da ist die Frage gut nachvollziehbar ob dem ein entsprechender Ersatz oder auch Lohn gegenüber steht. Die Antwort ist klar. Die Gemeinde ist die neue Familie.

Predigt und Supervision

Dr. Abraham Roelofsen

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