Die Bibel soll meinen Vorstellungen entsprechen

Das Evangelium wird häufig dazu benutzt, die Frage Jesu an die Hörer weiterzugeben, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Die Homilie sollte aber zunächst versuchen, den gesamten Text der Perikope in den Blick zu nehmen.

Auffällig ist, dass wir zunächst das Messiasbekenntnis des Petrus haben und später die harrsche Zurückweisung Jesu: Weg mit dir Satan, geh mir aus den Augen. (zieh dich zurück hinter mich, Satan – wäre die wörtliche Übersetzung). Dieses „geh hinter mich“ wird von den Exegeten oft so verstanden, dass Jesus den Petrus in seine Nachfolge ruft: folge hinter mir.

 

Spannender als die Frage, was Jesus für uns ist, ist das Gesamtgeschehen. Petrus macht Jesus „Vorhaltungen“ oder besser gesagt, er will von den Leidensankündigungen nichts hören. Das zeigt uns, dass das Messiasbild – vgl. das Messiasbekenntnis – nicht mit dem Leiden, das Jesus ankündigt, vereinbar ist.

Das bedeutet, dass wir uns sehr in Acht nehmen müssen, wenn wir auf die Frage des Predigers nach unserem Bild von Jesus uns ein Bild machen – Jesus ist für mich …. - das Jesus möglicherweise genauso ablehnt, wie er die Vorstellung des Petrus zurückweist.

 

In diesem Zusammenhang kann in der Homilie auch einmal die Frage gestellt werden, wie schwer es für die Jünger war, sich auf Jesus und seine Botschaft einzulassen. Wir kennen auch andere Beispiele, wo die Schrift sagt, dass ihm von darauf viele verließen (vgl. Joh 6 nach der Brotrede). Wir, die wir mit diesen Geschichten aus der Bibel groß geworden sind merken oft gar nicht mehr, welche Zumutungen in der Verkündigung Jesus an uns herangetragen werden. Ich denke, wir sind es unseren Hörerinnen und Hörern schuldig, dass wir immerwieder auch diese Seite den christlichen Glaubens in den Blick nehmen. Das kann aber in zwei Richtungen gehen: zum einen, dass wir die Texte ernst nehmen und den Widerstand nicht einfach wegerklären, und zum anderen kann das auch bedeuten, dass wir die kirchliche Tradition auf den biblischen Prüfstand stellen müssen.  

 

Noch ein kurzer exegetische Hinweis.

Einige Exegeten glauben auch, dass diese Szene bei Markus die Anfechtung in der Ölbergszene vorwegnimmt. Das heißt, Petrus spricht das aus, was Jesus innerlich empfindet und für ihn deshalb eine große Versuchung darstellt. Ja, da sei Gott vor, dass das passiert; Lass doch den Kelch an mir vorüber gehen. Etwas anderes sagt Perus nicht.

 

Predigt und Supervision

Dr. Abraham Roelofsen

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