1. Lesung Gen 12,1-4a Abram bricht auf
War Abram ein Flüchtling? Es ist sicherlich in unserer Zeit eine Versuchung, die Flüchtlingsproblematik mit dieser Abramperikope in Verbindung zu bringen. Vielleicht sind sie ja ein Segen für uns und unser Land. Ich denke aber, dass diese Sichtweise dem Schrifttext nicht gerecht wird. Es wäre ein klassischer Fall von reiner Stichwortverbindung.
Für die Homilie könnte das Stichwort „Aufbruch“ und/oder „Du sollst / wirst ein Segen sein“, hilfreich sein, Martin Buber übersetzt an dieser Stelle: Werde ein Segen. Es ist Auftrag und Zuspruch in Einem.
Dieses Aufbrechen in eine ungewisse Zukunft macht die Größe Abrams aus. Er weiß, dass er gehen muss und tut es ohne zu wissen wohin der Weg ihn führt. Wir sind ein solches Vorgehen nicht gewohnt. Wir wollen immer gerne wissen, wohin der Weg uns führt, was das Ziel ist. Wohin soll das führen, wenn Du dies oder jenes tust? Ein sehr gern getaner Ausspruch von Eltern, wenn die Kinder sich auf den Weg machen. Ich weiß nicht wieso, aber ich weiß, dass ich das jetzt tun muss! ist dann die für Eltern oft unbefriedigende Antwort.
Vielleicht ist Abram ja auch ein Aussteiger, der mit den tradierten Formen und Lebensweisen nicht mehr einverstanden ist.
Auf jeden Fall macht der Text deutlich, dass Abram mit den überkommenen Traditionen bricht. Er beginnt etwas Neues ohne zu wissen, wohin ihn das führt und was am Ende dabei herauskommt.
Theologisch formuliert: Sich auf Gott einlassen heißt aufbrechen ohne zu wissen wohin die Reise geht. Es heißt Vertrauen haben.
Wir sehen, ein reichhaltiges Angebot für die Homilie. Auf jeden Fall beweist er Mut. Wenn wir auf der theologischen Ebene schauen ist ihm dieser Gott ja auch völlig unbekannt.
Und dann noch der Auftrag und der Zuspruch: Werde ein Segen.
Was kann das bedeuten für Abram?
Nicht unwichtig ist der Hinweis dass Gott den Segen, den Abram von anderen erfahren wird diesen wiedergibt. Die Tatsache, dass ich anderen zum Segen werde, führt dazu dass ich von Gott Segen erlange.
Es erinnert an die Worte Jesu, wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf.
Segen ist in der biblischen Bedeutung alles das, was mir oder meinem Gegenüber zum Heil wird, ihn heil macht,
2. Lesung 2Tim 1,8b-10 Mut in schwierigen Zeiten
In dem zweiten Brief an Timotheus ist Paulus bemüht, ihm Mut in schwierigen Zeiten zuzusprechen. Paulus selbst ist in Rom im Gefängnis und von vielen seiner ehemaligen Mitarbeiter verlassen worden. Timotheus hat in seiner Gemeinde mit Anfeindungen und Irrlehren zu kämpfen.
Auf diesem Hintergrund kommt zunächst die Aufforderung leide mit mir – sprich – dir geht es wie mir. Daran fügt sich sofort die Zusage an: Gott gibt die Kraft.
Für die Homilie ist diese letzte Zusage gleichzeitig eine Falle: Wenn uns Leid widerfährt, dann gibt Gott auch die Kraft es zu tragen. Es wird in der Gemeinde Menschen geben, die das bestätigen würden. Das gestattet es mir in der Predigt aber nicht, dies als allgemeine Zusage hinzustellen. Denn es gibt auch Menschen, die an diesem Leid zerbrochen sind.
Paulus kann das sagen, weil es seine persönliche Erfahrung ist.
Was aber geht ist, dass ich in der Predigt Zeugen auftreten lasse, die diese Erfahrung bestätigen. – Bitte ganz vorsichtig mit eigenen Beispielen sein. –
Neben der Kraft, von der Paulus sagt, dass Gott sie gibt, kommt die Zusage, dass wir gerettet sind. Hier bietet sich ein zweiter Ansatz für die Homilie. Wir sind gerettet, ohne dass wir etwas dafür tun mussten. Nicht aufgrund unserer Werke . sondern aus Gnade. Dies kann gar nicht oft genug betont werden. Wir sind es gewohnt, dass alles verdient werden muss. Erst kommt das gottesfürchtige Leben und dann die Gnade, das Heil. So ist ein großer Teil der Zuhörer erzogen worden. Alles muss man sich verdienen.
Wir kennen auch den Ausdruck, wenn uns etwas geschenkt wird: Womit habe ich das verdient? Es ist geschenkt, unverdient. Das ganze gibt es auch in der anderen Richtung: Jemandem widerfährt großes Leid und er fragt: Womit habe ich das verdient? Er meint damit: Was habe ich falsch gemacht? Wofür ist das die Strafe? Auch hier gilt: Es ist nicht die Strafe Gottes für irgendeine Missetat. Es kann das Ergebnis eines falschen Verhaltens sein – der starke Raucher bekommt Krebs. Aber das ist etwas anderes.
Die zentrale Aussage des Paulus in seinem Brief an Timotheus lautet: Wir sind gerettet aus Gnade, ohne dass wir dafür etwas tun mussten.
Aus dieser Erfahrung heraus handelt Paulus und ermutigt Timotheus sich für das Evangelium einzusetzen. Es geht also nicht darum, sich um sein Seelenheil zu sorgen. Das ist alles schon erledigt. Es geht darum. die Botschaft von der Errettung, die ich erfahren habe, weiter zu sagen. Der Tod und damit alles Übel kann mich nicht mehr schrecken. Für Timotheus in seiner von Anfeindung geprägten Lage eine tröstliche Aussage.
Ev.Mt 17,1-9 Die Verklärung / Kraft für die Passion
Die Erzählung von der Verklärung nimmt die Auferstehung vorweg. Das was die drei Jünger hier sehen ist der auferstandene Jesus im Gespräch mit Mose und Elias.
Auch wenn wir hier nach Meinung der Exegeten nicht von einem realen Ereignis ausgehen können, bleibt doch die hier verkündete Botschaft gültig.
Es geht zum einen um die Verbindung von alttestamentlicher und christlicher Tradition. Mose als Repräsentant des alttestamentlichen Bundes tritt ins Gespräch mit Jesus, dem Christus. Der alte und der neue Bund gehören zusammen. Dies ist eine wichtige Mitteilung für die judenchristliche Gemeinde des Matthäus, die möglicherweise verunsichert ist im Blick auf die Heidenmission des Paulus und die Entscheidung des Apostelkonzils.
Elias steht für die Endzeit. Von ihm erwartete das zeitgenössische Judentum dass er wiederkommt am Ende der Zeit. Auch hier eine starke Verbindung zum jüdischen Glauben.
Es ist aber auch wichtig worüber sie sprechen. Matthäus gibt darüber keine Auskunft. Lukas sagt dazu: Sie sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte (9,31). Verstanden als Vorwegnahme der Auferstehung soll diese Begegnung Jesus – und seine Jünger – stärken für das, was In der Passion auf sie zukommt. Deswegen ist es auch wichtig, dass die Jünger als Zeugen mit dabei sind. Auch wenn sie es jetzt noch nicht verstehen wie der Vorschlag des Petrus zeigt, werden sie in der Bedrängnis als Zeugen dieses Ereignisses für die anderen Jünger wichtig.
Und ein weiteres kommt hinzu: Es ertönt eine Stimme, die die Proklamation aus der Taufszene wiederholt: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,17) Angesichts des bevorstehenden Endes am ´Kreuz eine wichtige Aussage und ein deutlicher Zuspruch an die Jünger bzw. die junge Gemeinde.
Wir machen uns das durch unsere christlich geprägte Sozialisation in der Regel nicht klar, was es für die jüdischen Ohren bedeutet hat, wenn von einem Gekreuzigten gesagt wird, dass er von Gott auferweckt wurde, also nicht in die Scheol verbannt ist.
Als letztes ist möglicherweise noch ein psychologisches Element wichtig.
Dieses tolle Ereignis der Verklärung kann den Jüngern in den dunklen Stunden der Passion helfen, diese Zeit auszuhalten. So wie wir in Zeiten der Not uns an den guten und schönen Erfahrungen der Vorzeit festhalten.