Das Ende der Welt – Angst oder Zuversicht?
Die Bilder, die Jesus im heutigen Evangelium in der Darstellung des Weltenendes verwendet können einen Angst machen. Es ist wichtig für die Homilie, dieses Schreckensszenario nicht einfach zu übergehen. Wir müssen damit rechnen, dass unter den Gottesdienstbesuchern es Menschen gibt, die genau diese Erfahrung gemacht haben, dass sie vor Angst zu vergehen drohten Angesichts der Dinge, die sie im Krieg erleben mussten.
Diese Erfahrung bringen auch all die Menschen mit, die heute aus den Kriegsgebieten Syrien, Irak, Afghanistan und den Kriegsgebieten Afrikas zu uns kommen.
Es ist richtig, dass weder heute noch damals nach den Weltkriegen der Menschensohn gekommen ist, um uns zu erlösen. Also kein Grund, sich aufzurichten und das Haupt zu erheben. Und doch geht es genau darum. Richtet euch auf und erlebt euer Haupt. Das heißt aus meiner Sicht, dass die, denen dieses widerfährt sich davon nicht runterdrücken lassen sollen. Die vielen Flüchtlinge, die zu uns kommen haben genau das getan. Sie haben sich aufgerichtet und auf einen wenn auch gefährlichen Weg gemacht. Von der Grundhaltung ist es wieder das Gleiche, was unsere Eltern und Großeltern nach den Kriegen gemacht haben. Sie haben ihr Leben wieder in die Hand genommen, trotz der Tatsache, dass ihr Leben von Grundauf erschüttert und zerstört war.
Das ist die eine Seite der Geschichte und des Textes. Die Welt liegt in Trümmern.
Der Schrifttext endet mit einer Aufforderung – man kann auch sagen einer Warnung - :Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren.
Wir findet in der Schrift an einigen Stellen die Warnung vor Trunkenheit. Für unsere Gemeinden sind Rausch und Trunkenheit vielleicht nicht die erste Gefahr. Ich kann aber in der Homilie sehr wohl davon sprechen, dass manchmal der Eindruck entsteht, dass Menschen sich an ihrer Angst vor den Menschen aus den Nahen Osten und aus Afrika nahezu berauschen, das heißt zu keinem klaren Gedanken mehr fähig sind.
Der andere Aspekt, die Sorgen des Alltags lassen sich homiletisch wahrscheinlich leichter fassen. Die Sorge treibt uns um, wie wir die Probleme mit den vielen Menschen aus unterschiedlichen und uns fremden Kulturen bewältigen können. Die Lösung, die Lukas uns in den Worten Jesu anbietet klingt einfach und ein wenig zu fromm: Wacht und betet allezeit.
Aber was heißt das anderes als mit wachen Augen die Situation anschauen, sich nicht verwirren lassen und mit Gottvertrauen sich den Dingen stellen.
Ich denke für die Homilie bietet der Text gute Anknüpfungspunkte, den Menschen Gottvertrauen zuzusprechen in Situationen, in denen ihnen der Himmel einzustürzen droht. Ich habe es auf die derzeitige politische Situation bezogen. Es ist aber durchaus denkbar, die Ansätze, die ich aufzeige auch auf persönliche menschliche Katastrophen zu beziehen. Immer gilt die Zusage: lasst euch nicht verwirren, richtet euch auf, erhebt euer Haupt und vertraut auf Gott.
Und was hat das alles mit Advent und Weihnachten zu tun?
Wir bereiten und auf das Kommen desjenigen vor, der unsere Hoffnung ist, der uns zusagt, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.