Ganz schön intim
Dieses „Ephata-Evangelium“ bietet der Homilie viele Möglichkeiten, die Aufforderung sich zu öffnen auf alle Bereiche des menschlichen Zusammenlebens auszuweiten. Dabei geht es nicht nur darum, sich für die Botschaft Jesu zu öffnen, sondern in vieler Hinsicht offen zu werden, für die eigene Situation - die eigene Stummheit überwinden – und für das, was um uns herum geschieht.
Es ist wichtig, zunächst ernst zu nehmen, dass es sich um ein konkretes Heilsgeschehen handelt. Eine Vorschnelle Fokussierung auf das Sich-Öffnen für Jesu Botschaft geht an dem, was da geschieht vorbei.
Ein weiterer Aspekt für die homiletische Auslegung und die Situation der Gemeinde die Darstellung des Gesamtgeschehens, in das die Heilung eingebettet ist. So ist es nicht unwesentlich, dass mehrere Gruppen beteiligt sind.
- Da ist zum einen die Menschenmenge, die Jesus zuhört.
- Zum Zweiten ist da die Gruppe, die den Taubstummen zu Jesus bringt.
- Und zum Dritten ist da Jesus und seine Begegnung mit dem Taubstummen.
Um von Jesus geheilt zu werden, braucht es Menschen, die den „Kranken“ zu Jesus bringen. Dieser Aspekt wird in der Auslegung häufig übersehen. Die Heilung braucht die Gemeinschaft, und das sehr konkret.
In dieser Heilungsgeschichte fällt auf, die Heilung geschieht nicht in der Öffentlichkeit. Jesus führt den Taubstummen von der Menge weg. Bei Bartimäus ist das ganz anders. Bei der Erweckung der Tochter des Jairus ist es wie hier, Jesus schickt die Leute aus dem Zimmer.
Die Heilung des Taubstummen geschieht in einer sehr intimen Begegnung.
Um sich öffnen zu können, braucht es diese Nähe zwischen diesen beiden Menschen.
Hieraus ließe sich homiletisch einiges Umsetzen. Heilung in den unterschiedlichen Bereichen braucht Nähe. Nur so kann der Mensch, der leidet, sich öffnen um geheilt zu werden.
Gerade angesichts der vielen Flüchtlinge, die oft traumatisiert zu uns kommen eine große Herausforderung.
Der konkrete Vollzug der Heilung bei diesem Taubstummen macht die damit einhergehende intime Begegnung deutlich. Jesus legt ihm die Finger in die Ohren „und berührt seinen Mund ( seine Zunge) mit Speichel. Viele Menschen stellen sich vor, dass er dafür die Finger wieder aus den Ohren nimmt und sie dann in oder an seinen Mund legt – nachdem er sie mit seinem Speichel nass gemacht hat. Viel näher aber liegt die Überlegung, dass er die Finger in die Ohren legt und ihn dann auf den Mund küsst. Mit dieser Lesart wird auch noch einmal die Nähe betont, die in dieser Heilung zum Tragen kommt.